GRUNDSÄTZLICH
Bauen auf dem obersten Geschoss ist immer Neubau. Der Neubau soll respektvoll und dankbar mit seinem Altbau-Sockel umgehen, er soll ihn und die angrenzenden Häuser und Straßenräume verbessern.
Den Neubau, durch die alte Dachform zu camouflieren, erscheint uns falsch. Verschämte Dachgaupen nach der 50% Regel machen das Haus selten besser. Im besten Fall entsteht durch die Aufstockung ein neues, schöneres Haus.
Der Neubau auf der obersten Stadtebene darf sich auch zu seiner Neuartigkeit bekennen.
Das gesamte Haus soll nach dem Eingriff seine Rolle im „Stadtfilm“ besser spielen als vorher.
DAS HAUS UND DIE STRASSE
Dieser Straßenraum ist insofern ungewöhnlich als die Gutenbergstraße sich zur Eugen Straße hin zu einem länglichen Platzraum erweitert, die Straßenfluchten also nicht geradlinig durchgehen.
Wir finden es nun in diesem Kontext richtig, (paradoxerweise) den schmäleren Abschnitt der Straße durch das Hochziehen der Wand räumlich zu dramatisieren. Die Treppenhäuser und damit die einzelnen Wohnungen werden in den Neubaugeschossen ablesbar gemacht. Die neuen Fenster nehmen Breite und Rhythmus der vorhandenen Wandöffnungen auf, sind allerdings raumhoch.
Der Altbau bekommt eine neue, elegante „Krönung“.
Der Übergang zu den Giebelwänden der Nachbarn (meist gestalterisch unbefriedigend) wird an beiden Enden durch Auslassung formuliert. So lassen sich Neubau und angrenzende Dachausbauten gegenseitig Luft zum Atmen. Reizvolle Dachterrassen sind eine angenehme Nebenerscheinung.
DIE WOHNUNGEN
Da sowohl Straßen- als auch Hofseite (NW bzw. SO) besonnungsgünstig orientiert sind, wurden die Wohn-, Ess- und Kochbereiche, wo immer auch möglich, „durchgesteckt“. Die Wohnungsgrößen wurden auf das zur Zeit leistbare Maß reduziert. Dadurch ergeben sich nun etwas mehr Wohnungen. Die hofseitigen Balkone werden wie die klassischen Saggen-Veranden von Eckstützen getragen vorgestellt.
MATERIAL: HOLZ
Geringe Bauzeit und Gewicht sprechen für Brettsperrholz -Wände und -Decken. Mit einem 12 cm starken schlanken Aufdoppelungsstreifen im Bereich der Altbau-Mittelwand kommt man statisch mit 14 cm Brettsperrholzdecke aus. Außenhaut aus (kostengünstiger) verputzter mineralischer aufgedübelter, nicht geklebter Dämmung.
Das Verziehen der Sanitärstränge erfolgt über der obersten Altbau - Geschoßdecke.
Geprüfter R90 Aufbau für die GK5 lt. OIB Richtlinie 2. Nach unserer Recherche ist mit Erstellung eines schlüssigen Brandschutzkonzeptes die Holzbauweise durchaus machbar. Die Lifte zur Minimierung der Verschattung sind verglast.
Die neuen Balkone 180 cm tief, die Trennwände um 50 cm zurückgesetzt, fixe Pflanzkübel zum individuellen urban gardening (Tomatenstauden, sonnig und unter Dach - perfekt !). Unterschiedliche Verhängungen des Stäbchengeländers sind nicht nur geduldet, sondern hier ausdrücklich erwünscht.